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@ -207,7 +207,6 @@
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\pgfplotsset{compat=newest}
\usetikzlibrary{math}
\usetikzlibrary{
angles,
@ -217,9 +216,11 @@
decorations,
decorations.pathmorphing,
decorations.pathreplacing,
math,
positioning,
patterns,
quotes,
snakes,
}
%% \var ≈ alter Befehl
@ -3805,22 +3806,115 @@ Seien $X$, $Y$ nicht leere Mengen und ${f:X\to Y}$ eine Funktion.
\label{ska:4:ex:11}
\let\sectionname\altsectionname
In dem Induktionsschritt
Um ein Argument zurückzuweise, reicht es häufig aus,
das Argument einfach \emph{ausführlich} aufzuschreiben.
Wir nehmen die Ausführung und formalisieren diese:
\begin{claim*}
Bezeichne mit $G(x)$, dass $x$ ein Goldfisch ist.
Für $n\in\ntrlpos$ bezeichne mit $\Phi(n)$ folgende Aussage
\begin{kompaktitem}[\rtab][\rtab]
\item
Für alle $n$-elementigen Mengen, $X$, von Fischen,
wenn $\exists{x\in X:~}G(x)$,
dann $\forall{x\in X:~}G(x)$.
\end{kompaktitem}
Dann $\forall{n\in\ntrlpos:~}\Phi(n)$
\end{claim*}
\begin{proof}[ungültiges Argument]
Dies wird per Induktion argumentiert.
\begin{kompaktenum}[\rtab][\rtab]
\item[\uwave{{\bfseries Induktionsanfang:}}]
Betrachte eine $1$-elementige Menge, $X$, von Fischen.\\
Angenommen, ein $x_{0}\in X$ mit $G(x_{0})$ existiere.\\
Da $X$ nur dieses eine Element enthält,
gilt offensichtlich $\forall{x\in X:~}G(x)$.
\item[\uwave{{\bfseries Induktionsvoraussetzung:}}]
Sei $n\in\ntrlpos$ mit $n>1$.
Angenommen, $\Phi(k)$ gilt für alle $k<n$.
\item[\uwave{{\bfseries Induktionsschritt:}}]
Sei $X$ eine $n$-elementige Menge von Fischen.\\
Angenommen, ein $x_{0}\in X$ mit $G(x_{0})$ existiere.
\textbf{Zu zeigen:} Für alle $x\in X$ gilt $G(x)$.\\
Setze $X_{1}:=X\ohne\{x_{0}\}$, was nicht leer ist, weil $n\geq 2$.\\
Fixiere einen Fisch $x_{1}\in X_{1}$
und setze $X_{0}:=X\ohne\{x_{1}\}$.\\
Da $x_{1}\neq x_{0}$ sind $X_{0},X_{1}$ verschiedene $n-1$-elementige Mengen:
\hraum
{\footnotesize
\begin{tikzpicture}[node distance=1cm, thick]
\pgfmathsetmacro\habst{1.5}
\pgfmathsetmacro\vabst{1.5}
\pgfmathsetmacro\rad{1.5}
\node (PtBL) at (-1.25*\habst,0*\vabst) {};
\node (PtTL) at (-1.25*\habst,2*\vabst) {};
\node (PtBR) at (+1.25*\habst,0*\vabst) {};
\node (PtTR) at (+1.25*\habst,2*\vabst) {};
\node (X0mid) at (-0.25*\habst,1*\vabst) {};
\node (X1mid) at (+0.25*\habst,1*\vabst) {};
\node[label=above:{$x_{0}$}] (x0) at (-1*\habst,1*\vabst) {$\bullet$};
\node[label=above:{$x_{1}$}] (x1) at (+1*\habst,1*\vabst) {$\bullet$};
\node[above right = 0.4*\rad and 0.4*\rad of X0mid,label=below:{$\tilde{x}$}] {$\bullet$};
\node[above left = 0.7*\rad and 0.7*\rad of X0mid] {$X_{0}$};
\node[above right = 0.7*\rad and 0.7*\rad of X1mid] {$X_{1}$};
\draw [thick, decoration={brace, mirror, raise=1*\vabst}, decorate] node [pos=0.5, anchor=north, yshift=-10pt] {$X$} (PtBL.south) -- (PtBR.south);
\draw[pattern=north west lines] (X0mid) circle[radius=1*\rad];
\draw (X1mid) circle[radius=1*\rad];
\end{tikzpicture}}
\hraum
Fokussieren wir uns zunächst auf $X_{0}$ (die schattierte Teilmenge).\\
Da $X_{0}$ $n-1$-elementig ist, und $x_{0}\in X_{0}$ und $G(x_{0})$,
gilt per Induktionsvoraussetzung (\textdagger)~$\forall{x\in X_{0}:~}G(x)$.
Jetzt betrachten wir die rechte Teilmenge, $X_{1}$.\\
\fbox{Wähle nun einen Fisch, $\tilde{x}\in X_{0}$ mit $\tilde{x}\neq x_{0}$.}\\
Wegen (\textdagger) gilt $G(\tilde{x})$.\\
Da $\tilde{x}\neq x_{0}$, liegt dieser Fisch nun in der Auswahlmenge $X_{1}$.\\
Also ist $X_{1}$ eine $n-1$-elementige Menge und $x_{1}\in X_{1}$ und $G(x_{1})$.\\
Per Induktionsvoraussetzung gilt also (\ddag)~$\forall{x\in X_{1}:~}G(x)$.
Aus (\textdagger) und (\ddag) folgt
$\forall{x\in X:~}G(x)$, da ja $X=X_{0}\cup X_{1}$.
Also gilt $\Phi(n)$.
\end{kompaktenum}
Darum gilt $\forall{n\in\ntrlpos:~}\Phi(n)$.
\end{proof}
Das Problem mit diesem Argument steckt in dem Induktionsschritt beim Schritt:
\begin{quote}
Jetzt können wir aber auch einen der Goldfische rausnehmen
und haben wieder ein Aquarium mit $n$ Fischen \uline{und mindestens einem} Golfisch.
Wähle nun einen Fisch, $\tilde{x}\in X_{0}$ mit $\tilde{x}\neq x_{0}$.
\end{quote}
Dieser Teil des Arguments voraus, dass unter der zweiten Auswahl von $n$ Fischen
ein Goldfisch vorhanden ist.
In \emph{dieser} Auswahl kommt aber der zuerst rausgezogene Fisch vor
und dieser war kein Goldfisch.
Darum muss ein Goldfisch unter den $n-1$ anderen Fischen.
Aber das ist nur möglich, wenn $n-1\geq 1$,
also wenn $n\geq 2$.
Im ursprünglichen Text ist dies die problematische Stelle:
Das heißt, das Induktionsargument überspringt den Fall $n=2$!
\begin{quote}
Jetzt können wir aber \uline{auch einen der Goldfische rausnehmen} und haben wieder \ldots
\end{quote}
Zurück aber zu unserer Formalisierung:\\
Diese Stelle im Argument ist nur möglich, wenn $X_{0}\ohne\{x_{0}\}$ nicht leer ist,
oder äquivalent, wenn $X_{0}\cap X_{1}$ nicht leer ist.
Das \uline{Diagramm} mag dies andeuten, aber das Diagramm täuscht.
Denn formal betrachtet muss das Element, $\tilde{x}\in X_{0}\cap X_{1}$,
verschieden von $x_{0}$ und $x_{1}$ sein.
Das setzt voraus, dass $n=|X|\geq 3$.
Aber im Induktionsschritt wurde nur $n>1$ vorausgesetzt!
Das heißt das Induktionsargument ist faul,
weil der Schritt $1\rightsquigarrow 2$ implizit übersprungen wird.
\setcounternach{part}{3}
\part{Quizzes}