linalg2020/notes/berechnungen_wk11.md

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§1. Linear oder nicht?

In folgenden Aufgaben wird eine Funktion φ : ℝ³ ⟶ ℝ² definiert. Bestimme in jedem Falle, ob φ linear ist.

a)

φ(x₁, x₂, x₃) = ( 4·x₁·x₃ )
                ( 10·x₂   )

Wenn φ linear wäre, dann müsste φ(2, 0, 2) = 2·φ(1, 0, 1) gelten. Aber:

φ(2, 0, 2)   = (16, 0)ᵀ
2·φ(1, 0, 1) = 2·(4, 0)ᵀ = (8, 0)ᵀ ≠  φ(2, 0, 2)

Also ist φ nicht linear, weil Homogenität verletzt wird.

b)

φ(x₁, x₂, x₃) = ( x₃² )
                (  0  )

Wenn φ linear wäre, dann müsste φ(0, 0, 8) = 8·φ(0, 0, 1) gelten. Aber:

φ(0, 0, 8)   = (64, 0)ᵀ
8·φ(0, 0, 1) = 8·(1, 0)ᵀ = (8, 0)ᵀ ≠ φ(0, 0, 8)

Also ist φ nicht linear, weil Homogenität verletzt wird.

c)

φ(x₁, x₂, x₃) = ( x₃ )
                (  0 )

--> linear

d)

φ(x₁, x₂, x₃) = ( 0 )
                ( 0 )

--> linear

e)

φ(x₁, x₂, x₃) = ( 4  )
                ( 0  )

Wenn φ linear wäre, dann müsste φ(0) = 0 gelten. [Siehe Lemma 6.1.2] Aber φ ist hier niemals der Nullvektor! Also ist φ nicht linear.

f)

φ(x₁, x₂, x₃) = ( 10·x₃     )
                (  -x₂ + x₁ )

linear!

g)

φ(x₁, x₂, x₃) = ( 1 - 10·x₃ )
                (  -x₂ + x₁ )

Wenn φ linear wäre, dann müsste φ(0) = 0 gelten. [Siehe Lemma 6.1.2] Aber φ(0) = (1, 0)ᵀ. Also ist φ nicht linear.

h)

φ(x₁, x₂, x₃) = ( exp(-(7·x₂ + 8·x₁)) )
                ( 0                   )

Wenn φ linear wäre, dann müsste φ(0) = 0 gelten. [Siehe Lemma 6.1.2] Aber φ(0) = (exp(0), 0)ᵀ = (1, 0)ᵀ. Also ist φ nicht linear.

§2. Aufgaben ähnlich zu ÜB 10-2

Seien A = (u₁, u₂, u₃) und B = (v₁, v₂), wobei

u₁ = (3,  0, 1)ᵀ
u₂ = (0, -1, 0)ᵀ
u₃ = (4,  0, 0)ᵀ

v₁ = (4, 5)ᵀ
v₂ = (0, 1)ᵀ

Beachte:

  • A bildet eine Basis für ℝ³
  • B bildet eine Basis für ℝ²

Sei nun φ : ℝ³ ⟶ ℝ² definiert durch

φ(x₁, x₂, x₃) = ( 4·x₁ - x₃  )
                ( 10·x₂ + x₁ )

Zur Linearität

Seien

(x₁,x₂,x₃), (x₁',x₂',x₃') ∈ ℝ³
c, c' ∈ 

Zu zeigen: φ(c(x₁, x₂, x₃) +c'(x₁',x₂',x₃')) = c·φ(x₁, x₂, x₃) +c'·φ(x₁', x₂', x₃')

Es gilt

l. S. = φ(c(x₁, x₂, x₃) +c'(x₁',x₂',x₃'))
      = φ(c(x₁·e1 + x₂·e2 + x₃·e3) +c'(x₁'·e1 + x₂'·e2 + x₃'·e3))
      = φ((c·x₁ + c'·x₁)·e1 + (c·x₂ + c'·x₂)·e2 + (c·x₃ + c'·x₃)·e3)
      = φ(c·x₁ + c'·x₁', c·x₂ + c'·x₂', c·x₃ + c'·x₃')

      = ( 4·(c·x₁ + c'·x₁') - (c·x₃ + c'·x₃')  )
        ( 10·(c·x₂ + c'·x₂') + (c·x₁ + c'·x₁') )

      = ( c·(4·x₁ - x₃)  + c'·(4·x₁' - x₃')  )
        ( c·(10·x₂ + x₁) + c'·(10·x₂' + x₁') )

      = c·( 4·x₁ - x₃  ) + c'·( 4·x₁' - x₃' )
          ( 10·x₂ + x₁ )      ( 10·x₂' + x₁' )

      = r. S.

Darum ist φ linear.

Darstellung

Zunächst beobachten wir:

φ(x₁, x₂, x₃) = ( 4   0   -1 ) ( x₁ )
                ( 1   10   0 ) ( x₂ )
                               ( x₃ )
              = C·x
              = φ_C(x)   siehe [Skript, Bsp 6.2.2],

wobei C die Matrix

C = ( 4   0   -1 )
    ( 1   10   0 )

ist.

Bemerkung. Den vorherigen Teil konnten wir hiermit viel einfacher machen: Da φ_C linear ist (siehe [Skript, Bsp 6.2.2]), ist φ = φ_C linear.

Zurück zur Berechnung der Darstellung...

Die zu berechnende Matrix M := M_A^B(φ), ist diejenige, die erfüllt:

  • ist x der Form x = ∑ α_j·u_j = (α_j) <--- als Vektor über Basis A
  • und ist M·(α_j) = (β_i) für einen Vektor (β_i) ∈ ℝ²
  • dann gilt φ(x) = y, wobei y = ∑ β_i·v_i

Zusammengefasst ist M genau die Matrix, für die gilt:

B·M·α = φ(A·α)

für alle α ∈ ℝ³. Da φ = φ_C, ist die äquivalent zu

B·M·α = C·A·α

Kurzgesagt: M_A^B(φ) = B^-1 · C · A. Um dies zu bestimmen, wenden wir das Gaußverfahren auf folgendes augmentiertes System an

( B | C·A )

und reduzieren die linke Hälfte auf die Identitätsmatrix. Die resultierende Matrix in der rechten Hälfte wir dann M sein. Es gilt

C·A = ( 4   0   -1 ) (3   0   4)
      ( 1   10   0 ) (0  -1   0)
                     (1   0   0)
    = ( 11    0   16 )
      (  3  -10    4 )

Also ist das augmentiere System

( B | C·A )

 = ( 4    0  |  11    0   16 )
   ( 5    1  |   3  -10    4 )
   Zeile2 <- 4*Zeile2 - 5*Zeile1

~> ( 4    0  |   11    0   16 )
   ( 0    4  |  -43  -40  -64 )
   Zeile1 <- Zeile1 : 4
   Zeile2 <- Zeile2 : 4

~> ( 1    0  |   11/4    0    4 )
   ( 0    1  |  -43/4  -10  -16 )

Darum gilt

M_A^B(φ) = (  11/4    0    4 )
           ( -43/4  -10  -16 )

§3. Lineare Fortsetzung von partiell definierten Funktionen

Sei φ : ℝ⁵ ⟶ ℝ³

Seien u₁, u₂, u₃, u₄, u₅ eine Basis für ℝ⁵. Seien v₁, v₂, v₃ Vektoren in ℝ³. Definiert werden

φ(u₁) = v₁, φ(u₂) = v₂, φ(u₄) = v₃

Aufgabe: Gibt es eine lineare Abbildung, die die o. s. Gleichungen erfüllen?

Antwort: Ja.

Beweis: Setze φ(u₃) := 0 (Nullvektor) φ(u₅) := 0 (Nullvektor)

Da u₁, u₂, u₃, u₄, u₅ eine Basis ist, können wir für beliebiges x ∈ ℝ⁵

φ(x) = ∑ c_i · φ(ui)

wobei c_1, c_2, .... die eindeutigen Werte im Körper sind, so dass

x = ∑ c_i · ui

gilt. Dann ist φ linear (zeige die Axiome!!). QED